Kategorien
Blog

Doppelter Schienbeinbruch für Dinslakener Fußballvereine

Sprachlosigkeit. Unverständnis. Resignation. Verzweiflung. Wut. Alles Gefühle, die beschreiben, was der jüngste Ratsbeschluss zur Bezirkssportanlage Augustastraße in großen Teilen der Dinslakener Bevölkerung und Politiklandschaft ausgelöst hat. Wir wurden Zeuge einer weiteren Machtdemonstration der Dinslakener Einheitspartei, die sich einreiht in eine lange Folge von Beschlüssen mit negativen Auswirkungen für Stadt und Bevölkerung. Aber nicht nur die Einheitspartei zeigte sich verantwortlich – auch die „Gelbe Gefahr“ (nein, nicht der VfB Lohberg) war auf Kuschelkurs mit den vermeintlichen Ratsdompteuren.

Keine Frage: Nach Jahren ohne korrekten Haushaltsabschluss, nach dem stetigen Support des damals verantwortlichen Dezernenten Palotz und des ehemaligen Bürgermeisters Heidinger – an dieser Stelle bitte keinen Applaus für KTH, Bahnhofsvorplatz und Co. – war längst abzusehen, dass die Haushaltssicherung unvermeidbar ist. Und das gilt es unbedingt und trotz allen Gegenwinds aus der schwarz-roten „Fankurve“ und weiterer Verantwortlicher im Detail aufzuarbeiten. Aber bleiben wir beim Thema, dass die Kohle ziemlich knapp ist. Die Verwaltung stellte daher zur Ratssitzung am 23. April die wichtigsten Projekte zur Abstimmung. Schulsanierungen, Trabrennbahnareal, Zechenwerkstatt und die Bezirkssportanlage Augustastraße sind alles wichtige und notwendige Projekte, zu denen dringend noch grünes Licht für die bereits begonnenen bzw. bald beginnenden Baumaßnahmen gegeben werden musste.

Politik vs. Verwaltung – Round 10

Dass in Dinslaken zwischen Verwaltung und Politik nicht Eitelsonnenschein herrscht, ist bekannt. Aus diesem Grund konnte im Vorfeld der Ratssitzung eigentlich auch schon gewettet werden, welches Projekt, welches Thema dieses Mal der Politik bzw. Teilen der Politik zum Opfer fallen sollte. Denn einfach mal Hand in Hand arbeiten ist leider viel zu selten möglich. Und auch der Tenor war bereits bekannt: Die Verwaltung ist Schuld – und natürlich nicht das eigene Handeln in der Vergangenheit.

Gehen wir mal etwas ins Detail, was auf der Streichliste stand: Da haben wir die Schulen. Ne, da kommt ja eh noch einiges auf uns zu, Stichwort Turnhalle EBGS. Die Trabrennbahn? Ne, zu wichtiges Projekt mit Strahlkraft. Außerdem haben wir in Dinslaken ein Porsche-Zentrum. Deren Kundschaft möchte standesgemäß residieren. Die Zechenwerkstatt. Durchaus möglich – und aus dem städtischen Umfeld wird ja auch öfter scharf in diese Richtung geschossen. Aber da ist schon ordentlich was los und wurde prominent investiert. Lass´ mal lieber die Finger von. Bleibt die Bezirkssportanlage Augustastraße. Tja, die hat es dann tatsächlich erwischt.

Planbar, vorhersehbar, unfassbar

Ein weiterer Schlag in die Magengrube für einen ganzen Stadtteil und insbesondere das lokale Vereinsleben, in dem Sport und soziale Vernetzung einen so wichtigen Baustein zur Integration darstellen. Die von der Stadt genannten Folgen und Auswirkungen bei Nichtumsetzung der Bauvorhaben lassen sich in der Beschlussvorlage 1431/2024 3.Ergänzung nachlesen. Ungeachtet dessen, was bereits von unterschiedlicher Seite in eine gestärkte Kommunikation der Vereine RWS und VfB Lohberg investiert wurde – mit positivem Ergebnis – spielt das alles im Rat offenbar keine Rolle mehr. Hier empfiehlt es sich übrigens, nochmal den Artikel vom 5. April 2021 in Lohberg Mittendrin zu lesen: „Das sagen die Dinslakener Parteien zur Zukunft der BSA Lohberg“. Während sich cdU und sPD (Was war mit der uBV?) schon hier nicht konkret festlegen wollten, war immerhin die FDP noch für einen schnellen Baubeginn. Ein Schelm, wer Böses denkt. Aber es ließ sich zu dem Zeitpunkt bereits erahnen, dass die Hinhalte- und Blockadetaktik der benannten Parteien ein gewisses Ziel verfolgt. Dieses scheint nun mit dem sofortigen Stopp der bereits begonnenen Baumaßnahmen erreicht.

Es schleicht sich ein ungutes Gefühl ein: Der politische Stadtadel der sPcduBV war wieder am Werk. Aber Moment! Im Rat stimmten ja auch das Gesinde und andere Mitglieder der Ständegesellschaft von sPD, cdU und uBV sowie zusätzlich die Herren von der FDP dafür. Nun gut, aktiver Sport ist nicht für jeden bzw. jede was und muss es ja auch nicht. Scheinbar scheint sich aber eine gewisse Unsportlichkeit und Lethargie der Verantwortlichen auf Kinder, Enkel und Urenkel auszuweiten. Oder wie lässt sich das Abstimmungsverhalten sonst ernsthaft erklären? Vielleicht spielt man selber (#zwinkersmiley) und die Kinder sowie Kindeskinder einfach auch schon auf den gut sanierten Sportstätten des SuS 09 und in Hiesfeld – dann ist das natürlich egal…

Kinder? Hauen wir lieber nochmal drauf

Mit Blick auf den Nachwuchs läuft es einem zusätzlich eiskalt den Rücken herunter, wenn man die letzten Jahre im Blick hat. Ja, Verdrängung war schon immer beliebt in der Politik – aber ob Scholzheimer sich wirklich so gravierend auswirkt, dass die Repressalien der Coronapandemie vergessen wurden? Kurze Auffrischung gefälligst? Im ersten Lockdown wurden Spielplätze gesperrt, Mannschaftssport war nicht mehr möglich, das Treffen mit Freund:innen äußerst eingeschränkt. Die Auswirkungen auf Psyche und körperliche Gesundheit werden in ersten Studien untersucht, aber schon jetzt ist klar, dass die Folgen für Körper und Geist fatal sind.

Nun haben also die von der Mehrheit der Dinslakener Bevölkerung gewählten Stadtverordneten genau hier einmal mehr in die Kerbe geschlagen (Einschub: Wenn ich sPD wähle, will ich dann wirklich cdU bekommen – oder umgekehrt?). Natürlich waren nur die finanziellen Interessen der Stadt im Blick. Oder waren es auch eigene? Kann ja gar nicht sein! Kinder, soziale Teilhabe, Ehrenamt und Integration scheinen auf jeden Fall unwichtig, Punkt. Kostet ja auch nur. Es wird langsam echt ein alter Hut auch hier wieder das Millionengrab KTH zu erwähnen, in deren Betrieb jährlich Unmengen an Geld fließen muss, das die Stadt nun (eigentlich) ebenfalls nicht mehr hat. Freibadgelände Hiesfeld… Ach komm, wir lassen´s lieber…

Versprochen ist versprochen und wird immer gebrochen

Fest steht, dass schon früh die Weichen gestellt und der Grundstein für das aktuelle Desaster und Versagen gelegt wurden. All das sollte man beim nächsten Gang zur Wahlurne noch einmal resümieren und die Performance der letzten Jahre mit den Wahlversprechen abgleichen.

PS: Noch ein letztes Wort zu einer im NRZ-Artikel vom 24. April erwähnten Person aus dem Rat der Stadt Dinslaken, die für den Stopp der Baumaßnahmen stimmte. Was steckt dahinter: Fraktionszwang oder ehrliche Überzeugung? Sollte die Geschäftsführerin eines direkt betroffenen Vereins sich nicht lieber enthalten? Nun ja…

 

 

Kategorien
Blog

Offener Brief zum Umgang mit der Abberufung der Gleichstellungsbeauftragten

In Deutschland gibt es 83 Millionen Bundestrainer:innen. Mit Blick auf die derzeitigen Reaktionen zur Abberufung von Frau Budahn-Diallo ist für einige Personen im Trainerstab ein weiteres Amt hinzugekommen: das der Richterin bzw. des Richters mit Schwerpunkt Arbeitsrecht. Seit Tagen hallt es durch den virtuellen und realen Raum, dass die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte möglichst schnell wieder auf ihren alten Posten zurückkehren soll. Fast alle Statements suggerieren, nein sie drängen geradezu auf, dass mit Frau Budahn-Diallo auch die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten gestrichen wurde. Dass diese Stelle kommissarisch mit der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten besetzt ist, findet im emotionalen Aufruhr keinen Platz. Vielmehr könnte man meinen, dass nur eine bestimmte Person qualifiziert ist und frischer Wind und neue Ideen nicht gewollt sind. Sowohl für die aktuelle Vertretung als auch für die künftige Gleichstellungsbeauftragte ist dies kein gutes Signal und ein Start in diese verantwortungsvolle Aufgabe könnte sicher angenehmer sein.

Aktuell werden Diskussionen bzw. das, was man dafür halten könnte, zumindest öffentlich nur einseitig geführt. Als Basis dienen nicht selten komprimierte Zeitungsartikel. Die Kommunikation übernehmen teils (sehr) alte wiederaktivierte und bestehende Netzwerke. Es stellt sich die Frage, warum die in diesen Netzwerken gebündelte Fachkompetenz nicht bereits im Vorfeld genutzt wurde, um z. B. eine Mediation anzustreben. Oder im Rahmen von Selbst- und Fremdeinschätzung etwas mehr Sachlichkeit in den ja schon länger bestehenden Disput zu bringen.

Der Aufschrei nach Solidarität ist natürlich OK, auch, wenn die Masse der Schreienden eine gewisse Diversität in Bezug auf Alter und Geschlecht missen lässt. Aber: Es muss immer um die Sache gehen. Und um die Frage, was das Beste für Dinslaken ist. Das Thema Gleichstellung ist insbesondere für Frauen ein sehr wichtiges Thema, wird doch – auch mit Blick auf die hiesige Lokalpolitik – vieles noch immer von „alten weißen Männern“ gelenkt. Umso wichtiger ist die (Ewigkeits-)Aufgabe der Gleichstellung, nach allen Seiten offen zu kommunizieren, den Fokus zu weiten und gemeinsam Herausforderungen zu meistern.

Es überrascht, dass insbesondere viele verdiente engagierte Frauen gerade in Versuchung geraten, es den „etablierten Herrschaften“ gleichzutun. Sie sind emotional absolut überzeugt von ihrem Standpunkt, dabei jedoch wenig sachlich. Und in den seltensten Fällen sind sie juristisch im Arbeitsrecht geschult und mit den Sach- und Streitthemen betraut. Sonst würden sie wohl im Zuge des Neutralitätsgebotes zunächst die von der Bürgermeisterin bekanntgegebene Faktenlage prüfen, sie ergebnisoffen bewerten und dann beurteilen. Das Vorgehen der Bürgermeisterin muss gewiss mit einem kritischen Auge betrachtet werden. Aber ob die Wortwahl und die Stimmung, mit der dies gerade geschieht wirklich sein muss? Wie wäre es, mal ausnahmsweise konstruktiv miteinander zu reden, anstatt nur übereinander? Die aktuelle Atmosphäre, die Art des Dialogs und der Auseinandersetzung lassen befürchten, dass die „Alte-Herren-Mentalität“ abfärbt und das, was Gleichstellung eigentlich bewirken soll verloren geht und sich schlimmstenfalls in Gleichschritt verwandelt.

Kathrin Stremplowski-Hagedorn, Gleichstellungsbeauftragte Die PARTEI Dinslaken

Jochen Ostermeier, Gleichstellungsbeauftragter Die PARTEI Dinslaken