Ergänzungs-/Änderungsantrag „Errichtung eines Kunstwerks zum 750-jährigen Stadtjubiläum“
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin,
die Fraktion der Partei Die PARTEI im Rat der Stadt Dinslaken beantragt, die zuständigen Ausschüsse empfehlen, der Hauptausschuss beschließt, die Verwaltung wird beauftragt:
- Die finanziellen Mittel für das Kunstwerk zum 750-jährigen Stadtjubiläum der Kunst-und Kulturlandschaft zur Verfügung zu stellen und ein Konzept zu erarbeiten, wie diese Mittel inkl. der Schaffung einer oder mehrerer Kunstwerke zum Stadtjubiläum für die Kunst-und Kulturlandschaft genutzt werden können.
Begründung:
„Jeder Mensch ist ein Künstler“, so lautet ein berühmter, wenn nicht der berühmteste Satz des Künstlers Joseph Beuys. Er ist ein großer, wenn auch umstrittener Kunstschaffender der Bundesrepublik. Entsprechend können wir uns glücklich schätzen, dass einer seiner unzähligen Schüler in unserer direkten Nachbarschaft Hünxe wohnt. Die Rede ist – wie Sie sicher schon ahnen – vom ehemaligen Kunstlehrer Alfred Grimm.
Bleiben wir noch kurz beim Lehrer – also dem von Herrn Grimm. Jener Joseph Beuys besetzte seinerzeit das Sekretariat der Kunstakademie Düsseldorf, um zu erwirken, dass ausnahmslos alle Bewerber:innen streng nach seinem vielzitierten Kredo an der Akademie angenommen werden. Und dies nach Beuys´schen Vorstellungen ohne Prüfung der Fähigkeiten. Denn – ich wiederhole mich gerne: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“
Würde man die Kulturarbeit in unserer Stadt streng nach diesem Leitsatz ausrichten, so erklärt es sich leider nicht, dass eine Summe von knapp 35.000 Euro für EINE einzige Skulptur – über dessen planerische Qualität und nachhaltigen Wert es sich sicherlich streiten lässt – zur Verfügung gestellt werden soll.
Mit Blick auf die Entwicklung der durch Corona besonders betroffenen Kulturlandschaft der Stadt Dinslaken gleicht es einer Farce, eine weitere überteuerte Skulptur des in der Stadt bereits mit zahlreichen Werken vertretenen Kunstlehrers Grimm zu finanzieren.
Aktuelle Presseartikel über die ortsansässige Künstlerschaft, die darin ihren Unmut über eine fehlende Unterstützung durch städtische Institutionen bekundet, sollten uns HIER und JETZT zu denken geben: Wollen wir wirklich eine meiner Meinung nach überbewertete Bronzeskulptur in Auftrag geben, die für die ortsansässige – leider oft wenig beachtete – Künstlerschaft wie ein Faustschlag in die Magengrube wirkt? Oder wollen wir nicht lieber mit einer Absage und einer Umlenkung der im Raum stehenden 35.000 Euro einen wertvolleren Beitrag für die hiesige Kulturlandschaft leisten?
Aktuell wären wohl Stipendien, Direktförderungen, Rettungsschirme oder vielleicht sogar die Einrichtung eines offenen Ateliers mit kulturellem Wert wesentlich höher anzusiedeln als eine weitere Bronzeskulptur unseres Lieblings-Beuys-Schülers aus der Nachbarstadt.
Nicht vergessen: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Das gilt es nun zu beherzigen. Und somit sollte der im Raum stehende Betrag auch allen Künstler:innen zugutekommen. Wir haben HIER und JETZT die Möglichkeit, mit unserer Entscheidung die Resignation und den Unmut in der Dinslakener Kulturlandschaft zu befrieden.
Bitte stimmen Sie deshalb für eine kontrollierte Aufteilung der Summe und nicht für ein Werk, dessen Finanzierung wir in Zukunft mit großer Sicherheit nicht nur vor der kreativen Bevölkerung, sondern vor allen Dinslakener:innen rechtfertigen müssten.
Mit freundlichen Grüßen,
Frank Spieker
Fraktionsvorsitzender
Kopie des Schreibens an:
- SPD-Fraktion
- CDU-Fraktion
- Fraktion Die Grünen
- Fraktion UBV
- Fraktion DIE LINKE
- Fraktion FDP
- Fraktion AWG